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10:43:09 - HFF MÜNCHEN | KOMPETENZMAGAZIN

Den didaktischen Weg, sich diese ­Fähigkeit anzueignen, halten wir – notwendigerweise – ganz unspek­ takulär: Ausprobieren und üben. Learning by doing nennt es das Leit- bild der Hochschule. Immer wieder in kleinen Etuden und Aufgabenstel- lungen. Zum Beispiel präzise visuelle Wahrnehmung üben und das filmische Fest­halten von ­Beobachtung aus­ probieren, um so die Grundlagen für die eigentlich filmische Gestaltung zu legen: Die szenische Arbeit mit Schau­spielern und den ­Einsatz und Umgang mit der Kamera (inclusive Licht und Raum) zu einer cinemato­ graphischen Einheit zu bringen. Um den kurzen Ausflug ins Didaktische abzuschließen: Wir haben versucht, eine ineinandergreifende Struktur von theoretischen Lehrangeboten, beglei- tenden Seminaren und praktischen Übungen so zu bauen, dass sie auf die Realisierung des jeweiligen Jahres­ filmprojektes abgestimmt sind. Bei den eigenen Filmen soll umgehend ausprobiert und verifiziert werden. ­ Insgesamt vier Filmprojekte realisieren die Studierenden jeweils am Ende eines Studienjahres. Dabei legen wir großen Wert auf die individuelle Betreuung in allen Schritten der Um- setzung von der Drehbuchentwicklung bis zur Postproduktion. Idealtypischerweise versuchen wir die Ausbildung im Team in zwei kreativen „Dreiecksverhältnissen“ zu gestalten: in der Projektentwicklung in einem Team von Drehbuchautor, Regisseur und Produzent und in der Realisierung in Kooperation zwischen Regie, Kamera und Szenenbild. Ziel all dieser Lernprozesse ist es, ­Gesetzmäßigkeiten und Wirkmecha- nismen des filmischen Erzählens so weit zu verstehen und auch anwenden zu können, um letztlich virtuos und auch gegen alle Regeln der Kunst mit diesem Instrumentarium zu spielen. Department III: Film and Television Drama Our educational aim – with a concrete profession in mind – is to teach how to direct cinema and television films. Interlinked with screenwriting, this means con­ verting fictional ­narrative into film in precise images. The craft of filmmaking is our top priority: the ability to combine ­different artistic means in order to capture and convey the core of the narrative. Our unspectacular method: trial and error. Learning by doing, repea- ted in small exercises and assign- ments. For instance, practicing visual perception and capturing these observations on film. And ­forming a cinematic unity through work with actors and precise hand- ling of the camera. The aim is to understand and ­utilize the inherent patterns and mechanisms of filmic narration so as to be able to play with these ­instruments in a masterly way, but also contrary to all rules of the art. A command of the craft is a pre­­requisite for telling stories in images. The filmic narrative re- quires its own structure, its drama- turgy, to be effective. But nar­ration is also a necessity, a matter of the social importance within a culture. Why are stories told, listened to, read and watched? Every narrative needs a narrator who adopts a personal, subjective and emotional perspective that the viewer will be able to follow. This, in any case, is what we demand of our students. The narrator’s attitude towards his story generates the attitudes in the film. Does the screenwriter create only figures hopelessly caught up in compulsive mechanisms or are there also people capable of learning? To resolve such questions is training for filmmaking. Die Erzählung: „Es kommt nicht auf die Schönheit Deiner (Postkarten)- ­Bil­der an, sondern auf das Unsagbare, das unausgesprochen darin sichtbar wird”. Damit formuliert Robert Bresson für mich einen der Kernsätze des ­europäischen Kinos. Das Handwerk ist notwendige ­Voraussetzung, um Geschichten mit Bildern erzählen zu können. Die Film­ erzählung selbst braucht ihre eigene Struktur, also Dramaturgie, um wirken zu können. Aber Erzählung als zentrales Thema der Ausbildung ist hier nicht drama­ turgisch, sondern grundsätzlicher zu ver­stehen. Es geht um die gesell­ schaft­liche Bedeutung und Notwen- digkeit des Narrativen innerhalb einer Kultur. Wieso werden Geschichten erzählt, gehört, gelesen und gesehen? Als Formulierung des Möglichen gegen­­ über der Macht des Faktischen? ­ Als Ausflucht in eine Traumwelt? Als Spiegel zum besseren Verständnis der eigenen, subjektiven Wahrnehmung? Kommt der Stoff zum Träumen oder Aufwachen aus dem Recycling-Park der Filmgeschichte oder aus der Lebens­wirklichkeit 2007? Damit definiert sich auch ein zen­traler Anspruch an unsere Studien­bewerber: ihr Wille, Geschichten zu erzählen, über eigenwillige Menschen, große und kleine Welten, Geld, Liebe, Macht und Politik – und über sich selbst. Die Frage, inwiefern die Erzählung nach der Postmoderne von Filmstu­­- den­tinnen und -studenten wieder ernst ge­nommen und damit politische Relevanz zurückgewinnen wird, ist jeden Diskurs in der Ausbildung wert. Es geht um die gesellschaftlich durchaus ent­schei­dende Frage der Zerstreuung und Ablenkung von oder der Hin­wendung auf eine Lebenswirk- lichkeit. Ausbildung bedeutet in diesem Sinne, sehr bewusst den Diskurs und auch die konstruktive Auseinander­ setzung mit den Inhalten der studen­ tischen ­Filmerzählungen zu suchen und zu führen. Um eine vertiefte Reflexion ­einzufordern, wo die Subs­ tanz der ­Erzählung sich auch für ein Gegenüber eröffnet. Dies bedeutet aber auch für uns als Lehrende, sich in den eigenen Positionen zu deklarieren.

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