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10:43:09 - HFF MÜNCHEN | KOMPETENZMAGAZIN

14 Perspektivwechsel| HFF Alles ist scharf! „Ja, wie dreh ich jetzt plötzlich einen Film...“ Als ich an der HFF aufgenommen wurde, war ich zuallererst einmal glücklich, weg von der Straße zu sein – ein Studium zu beginnen und zu wissen: Da kümmert sich jemand um mich, die bringen mir was bei. Tat- sächlich hat sich das dann auch im ersten Semester in den meist theore- tischen Fächern bestätigt – der Schock kam eigentlich, als von mir verlangt wurde, dass ich nach den ersten Se­me­s­ terferien (oder warn’s die zweiten – ich weiß es nicht mehr so genau) meine Kameraübung gedreht haben soll. – Ja, wie? Was soll das denn heißen, wie mach’ ich das denn – hatt’ ich doch bisher vor allem Formeln und Wissenswertes über die Schweige­ spirale gelernt – ja wie dreh’ ich denn jetzt plötzlich einen Film? – Das wusste ich bis dahin noch gar nicht. Gott sei dank hat sich ein Student aus einem höheren Jahrgang erbarmt und die Kamera übernommen. Irgend­ wie haben wir es dann auch vollbracht. Aber der Kameramann hat sich mit Sicherheit so seine Gedanken gemacht – ich konnte ihm ja auch gar nicht weiterhelfen, wenn er mich mit ein- fachsten Fragen bombardierte, zum Beispiel, wie ich mir den „Look“ so vorstelle. Ja, ich war am Anfang so wenig Regisseur, dass ich gar nicht wusste, dass es um eine Vorstellung ging! Auf neugierige Fragen, wie denn mein erster Film so sei, habe ich dann auch stets mit höchster Freude geantwortet: „Der Wahnsinn, also wirklich ein super Film – also ich glaub alles belichtet, keine Kopierwerksschäden, Riesen- massel gehabt! Der Wahnsinn, oder?“ War ich doch nach dem ausführ­ lichen Technikunterricht absolut davon überzeugt, das Schwierigste beim Filmen sei es, den Film richtig zu belichten: „...das Licht trifft mit einer Wellenlänge von x Nanometer auf ein Silberbromid, spaltet dieses, Verstärker verstärken, Säuren, Fixie- rer, die Optik, die 25tel Sekunde und wieder Verschluss, wieder auf, schon wieder zu, und der Belichtungsmesser, oh je, der Belichtungsmesser, ein bissel falsch hingehalten und schon unterbelichtet, und dann überdimen- sional der Fussel!!!“ Ja, da war ich ein­ fach froh, als es hieß: Alles ist scharf. Es hat dann noch ein bisschen ge­ dauert, bis ich kapiert hab, dass ich absolut nicht wusste, was es bedeutet, Regie zu führen. Ich kann mich noch erinnern, wie mich die Schauspieler gefragt haben, wie sie denn in den Bunker laufen sollen. Ich dachte mir: Seid ihr nicht ganz sauber? Reinlaufen halt, so wie man halt reinläuft, wenn draußen eine Atombombe hochgegan- gen ist – aber halt lustig, weil’s ja eine Komödie hätte sein sollen – aber das war ja nicht so wichtig – Hauptsache, ihr seid scharf und richtig belichtet, Freunde, das ist nämlich schwierig. Trotzdem aber war dieses naive Aus- probieren unheimlich wichtig für mich. Ebenso wichtig war es für mich zu sehen, was meine Kommilitonen zustande brachten, und wie sie es machten. Unheimlich viel brachten mir in den folgenden Semestern Kurse, in denen wir mit Schauspielern arbeiten mussten. Da hatte ich mit das größte Manko. Am allerallerwich- tigsten aber war es, wenn ich wieder selber drehen durfte / musste. Vor meinem ersten Übungsfilm „Nur Schreiner machen Frauen glücklich“ war ich so aufgeregt, dass ich fünf- zehn Kilo abgenommen habe. Es war für mich immer unerträglich, Verant- wortung für so viel Geld zu haben, vor allen Leuten Anweisungen zu geben, Angst zu haben, dass alles schief gehen kann, das Wetter, das Catering, und und und... Ist es die Geschichte überhaupt wert... Wann merken die Anderen, dass du gar nix kannst? Die Lage verbesserte sich von Übungsfilm zu Übungsfilm, und all die Dinge am Set wurden mir vertrau- ter, und eine gewisse Vorfreude kam schließlich auf, wenn es an’s Drehen ging. Ja, das ist es, denk ich, was ich der Filmhochschule am meisten zu verdanken habe: Dass sie mich mit dem Filmen vertraut machte und mir die Angst davor nahm, indem sie mir geholfen hat, meine Lust am Erzählen in Vorstellungen umzuwandeln und diese dann mit Hilfe aller Helfer inklusive der Nanometerreflektieren- densilberbromidspalterlichtstrahlen auf Film zu bannen! So war’s! Marcus H. Rosenmüller (rechts) What does that mean, directing? Marcus H. Rosenmüller recalls his studies In the beginning I knew so little about directing that I didn’t even know I had to have an idea about the look of the film! When asked how my first film was, I happily answered: “Cool, man, a super film – you know, perfect exposure, no print lab damage, really lucky!” After all the instruction in film technology I was convinced that the most difficult part about filming was getting the exposure right. It took a while before I understood that I had no idea of what it means to direct a film. I can remember how the actors asked me how they should run into the bunker. I thought to myself: Have you guys got it all? Just run in like you run in when an atomic bomb explodes outside – but funny ’cause it’s a comedy. Main thing is, you’re in focus with the correct exposure, that’s the difficult part. Nevertheless, this naïve experimenting was important for me. I lost 15 kilos before starting my first exercise film “Only Carpenters Make Women Happy”. I couldn’t bear to take the responsibility for so much money, and especially to give other people orders, to fear it’d all go wrong … When will the others notice I’m no good at anything? The situation improved with time, and everything on the set became more familiar, and I began looking forward to filming. That’s what I’m most obliged to film school for: they familiarized me with filming and took away my fear by help- ing me to turn my storytelling desire into ideas and to put them, with the help of all helpers including the light metre, onto film. That’s how it was! Jungregisseur Marcus H. Rosenmüller erinnert sich an sein Studium

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